Collection Fehrmann Jules Vernes Voyages extraordinairesBand VE 1 |
Oben:
A. Weichert Verlag Berlin, 1937: Mit farbigen Vollbildern von M. Wulff
und zahlreiche Textillustrationen von H. Mützel (CF /0105/) - Buch
unten: A. Weichert Verlag Berlin, um 1938, Serie Meisterromane der
Weltliteratur Band 140 (306 Seiten), gemeinsam mit den
Erzählungen: Ein
Drama in Mexico und Zehn Stunden auf Jagd.
Schutzumschlag illustriert von H. Tischler, ohne Textillustrationen.
(CF /0102/) Weitere Details zu den Büchern siehe unter
Verlag A. Weichert
Berlin: Jules Verne in weiteren Romanreihen
Buch oben: Verlag Neues Leben, Berlin 1975, B-Nr. 641 662 6, als Quelle /1/ im Text genutzt
/1/ Jules Verne: Fünf Wochen im Ballon, Verlag Neues Leben, Berlin 1975, B-Nr. 641 662 6, Zitat Seite 12; CF /0103/ /2/ Thomas Ostwald: Jules Verne – Leben und Werk, Verlag A. Graff, Braunschweig 1978, 1982; Zitat Seite 20; CF /5504/ /3/ Gianni Guadalupi: Der Nil – Geschichte seiner Entdeckung und Eroberung; Karl Müller Verlag Erlangen 2001; ISBN 3-86070-625-01; Seite 153 ff /4/ Karen Farrington: Atlas der Expeditionen;Tosa Verlag Wien 2001; Bildzitat von Seite 86; ISBN 3-85492-469-0 /5/ Jules Verne: Cinq semaines en ballon... J. Hetzel et Cie, Rue Jacob Paris; 1867 - CF /0112/ /6/ ebenda Seite 109 Vue de I'île Benga /7/ Aus meiner Sammlung historischer franz. Postkareten: Der Fluss Senegal um 1900 (Afrique Occidentale - Foret de Palmiers au bord d'une riviere - Senegal, Dakar); CF /21113/ |
Fünf Wochen im Ballon (1863) Die
(erste) Originalausgabe erschien am 31. Januar 1863 unter dem Titel Cinq
semaines en ballon. Voyage de découvertes en Afrique par trois Anglais.
Rédigé sur les notes du docteur Fergusson
als kleinformatige Ausgabe bei Pierre-Jules
Hetzel in
Paris. Die erste großformatige illustrierte Ausgabe gab es ab dem 5.
Dezember 1865. Die links dargestellte Titelei einer frühen Ausgabe
zeigt das Erscheinungsbild nach dem 22. August 1867, noch
ohne den später immer genutzten Zyklusnamen Les Voyages
Extraordinaires (VE) der dann immer über dem Titel gedruckt
wurde /5/. Die Datumszuordnung ist möglich, da zu diesem Zeitpunkt (1867) eine Doppelausgabe gemeinsam mit den Roman Reise zum Mittelpunkt der Erde erschien, was deutlich im Frontispiz zu erkennen ist. Interessant: Das Ispiz hat bereits die VE Eintragung.
Die
Königliche Geographische Gesellschaft
zu London ist voller Begeisterung: Dr. Samuel Fergusson macht einen
Vorschlag, der alle Mitglieder euphorisiert. Und so kann man am Tag
nach der Sitzung im „Daily Telegraph“ lesen: „Das
Geheimnis der ungeheuren afrikanischen Einöden wird endlich offenbart
werden: Ein moderner Ikarus wird uns die Lösung dieses Rätsels bringen,
das die Gelehrten von sechs Jahrtausenden nicht zu lösen vermochten.
Bis jetzt galt es als wahnsinniges Beginnen, ein nicht zu
verwirklichendes Hirngespinst, die Nilquellen zu erforschen. ..... Ja,
noch mehr ist von dem unerschrockenen Pionier der Wissenschaft, von Dr.
Samuel Fergusson, zu erwarten: Er will nicht nur die Quellen des Nil
entdecken, er wird auch alle die verschiedenen bisherigen Reisen
miteinander verbinden.“ /1/
Technische
Grundlage des Ikarus ist ein teilweise „lenkbarer“ Ballon. (Hier gibt es
Details zum
"lenkbaren“
Ballon VICTORIA) Startend in
Ostafrika
auf der Insel Sansibar, will Fergusson den Monsunwind ausnutzend,
Afrika von Ost nach West überqueren. Mit dabei sind sein Freund, der
Schotte Dick Kennedy, Großwildjäger und Globetrotter und als Dritter im
Bunde, der Diener Fergussons – Joe. Aber es wird nicht nur eine
einfache Überquerung Afrikas: Ein Abenteuer jagt das Andere. Dabei
lernt der Leser, eingebettet in diese Story, die Geschichte der
Entdeckung Afrikas sowie das Panoptikum der Flora und Fauna dieses
Kontinents kennen. Durch eine geschickt angelegte Reiseroute können die
Forscher, vorbei an den Nilquellen, den Tschadsee, die Wüste Sahara und
den Dschungel im Gebiet des Nigers kennen lernen. Das sie dabei
Probleme mit den Ureinwohnern bekommen und das das gesamte Vorhaben
fast in einer Katastrophe geendet hätte, unterstreicht die Dramatik der
Handlung. Bild
rechts
/6/: Der Ballon wird nach der Landung gesichert. Um die Reiseroute unserer Helden zu verfolgen, empfehle ich einen Blick auf die Karte der Afrika-Überquerung. Die Reise beginnt im Osten auf der Insel Sansibar und sie endet im Westen am Strom Senegal, dort werden rein zufällig die Reisenden von französischen Soldaten gerettet ... Dieser ist heute Grenzfluss zwischen den im Norden liegenden Mauretanien und dem südlicheren Land Senegal.
Die Karte ist zweigeteilt auf den Seiten 180 und 181 der Hetzelausgabe zu finden, im Detail kann sie auf meiner Seite: Dr. Fergussons Reiseroute in auswertbarer Größe betrachtet werden. Fotographie: Am Fluss Senegal um 1900 /7/
Der Beginn der Voyages extraordinaires Dieser Roman ist das erste von Verne veröffentlichte Roman - über Nacht ist er berühmt. Angelegt im Stile eines Tagebuchs, trifft es genau den Geschmack der Leser. Er ist völlig neu in seiner Art und die Mischung von Abenteuer, Wissenschaft und Technik begeistert sofort. All diese Elemente treffen wir auch in den späteren Werken Vernes wieder. Fünf Wochen im Ballon ist der Beginn der Serie Voyages Extraordinaires (VE, zu deutsch: Die außergewöhnlichen Reisen). Dieser Name des Zyklus' wird aber erst zu einem späteren Zeitpunkt vergeben, daher ist er wie oben im Titel ersichtlich, noch nicht eingedruckt. Vierzig Jahre lang folgen Jahr für Jahr zwei weitere Bücher. Insgesamt gehören zu den VE vierundfünfzig Romane, die aber zum Teil mehrbändig aufgelegt wurden, so dass es im Endeffekt eine noch höhere Anzahl von Büchern geworden ist. Zur Entstehung des Romans Fünf Wochen im Ballon Fliegen ist, wie oft strapaziert, ein uralter Menschheitstraum. Die Faszination des Gedankens die Erde zu verlassen und sich in das Luftmeer zu begeben hatte Verne schon früh erfasst. So griff er in einer Kurzgeschichte 1851 eine wahre Begebenheit aus der damaligen „Luftfahrt“ auf, die er zu der Geschichte Ein Drama in den Lüften (original: Un voyage en ballon) wie sie später genannt wurde, umschrieb. Das Thema wir realer, als sein Freund, der populäre Fotograf Nadar mit praktischen Ideen und Projekten das Fliegen, bzw. korrekter das Fahren im Luftmeer, greifbarer macht. Nadar selbst glaubte an die
Möglichkeit echte Flugmaschinen bauen zu können. Er war Anhänger der
Theorie „Schwerer als Luft“. Um dieses Vorhaben in die Wege zu leiten,
ging er den folgenden Weg. Er entschloss sich Reklame „für ... die
>Gesellschaft zur Förderung der Luftfahrt mittels
schwerer-als-Luft-Maschinen< zu machen. Nadar finanzierte den
Bau des Ballons Le Géant (Der Gigant, Anm. A.F.) der
innerhalb von nur sechs Wochen fertiggestellt wurde ...“ /2/. Mit ihm
wollte er kommerziell nutzbare Rundflüge organisieren. Verne war von
dieser Idee begeistert und er unterstützte das Vorhaben moralisch durch
Publikationen und öffentliche Fürsprache. So gab es eine Parallelität
der Ereignisse: Während Nadar die Aktivitäten zur Umsetzung seiner
Ideen forcierte, erschien Vernes Romanerstling Fünf Wochen im Ballon.
Am 31. Januar 1863 war es soweit, unter dem Titel Cinq semaines en
ballon. Voyage de découvertes en Afrique par trois Anglais. Rédigé sur
les notes du docteur Fergusson kam das Buch bei Pierre-Jules
Hetzel in Paris auf den Markt. Im gleichen
Jahr des Erscheinens, am 4. Oktober 1863, konnte Nadars Gigant seine erste
Fahrt unternehmen. Bild oben links: Nadar / eigentlich Félix Tournachon, lebte 1820 – 1910 / Im eigenen Atelier - selbstironische Darstellung im kleinen Studioballon Aber wenden wir uns wieder dem Roman zu. Neben der in mehreren Quellen nachzulesenden Inspiration durch Nadar, ist die damals aktuell anstehende Forschungsreise der Engländer Speke und Grantzur Erforschung der Nilquellen ebenfalls nicht zu vernachlässigen. Da deren Expeditionsreise zeitungsbekannt war, muss sie auch von Verne bemerkt worden sein. Hier kann man nur spekulieren: Hatte Verne von der aktuellen Reise keine weiteren Informationen oder wollte er bewusst auf die Expedition nicht weiter eingehen? Trotz allem taucht der Name Speke im hier vorgestellten Roman auf. Das passiert im 4. Kapitel, als die Forschungsreisen quer durch Afrika gelistet werden. Aber der Bezug auf Speke wird nur nur im Zusammenhang der Expedition mit Burton, einem fehlgeschlagenen Versuch in den Jahren 1857/58 erwähnt. Das neue Vorhaben, das zum Zeitpunkt der Buchschreibung stattfand, wird nicht genannt. Wie sehen die Fakten zu Speke und Grant aus? „Am 27. April 1860 wurde der Anker gelichtet, und Mitte August erreichten sie über die Route am Kap der Guten Hoffnung Sansibar, wo sie mit wenig erfreulichen Neuigkeiten empfangen wurden: Im Landesinneren herrschte ein Zustand extremer Unsicherheit, immer wieder ereigneten sich zwischen den arabischen Sklavenhaltern und den schwarzen Stämmen Auseinandersetzungen“/3/, kann man in einem Expeditionsbericht lesen. Die erfolgreiche Expedition ist 1863, nach drei Jahren und 51 Tagen Abwesenheit von England zu Ende. Die geschilderten Fakten scheinen mehr als nur zufällig auch im Verne-Roman aufzutauchen: Die Reiseroute von England über das Kap nach Sansibar (!) als afrikanischer Startort der Expedition und nicht zuletzt die politischen Umgebungsbedingungen in Afrika. Ich vermute, dass die reale Expedition im Buch nicht Erwähnung fand, damit der Leser keine Parallelen ziehen konnte. Der Sachverhalt als solcher belegt den Arbeitsstil Jules Vernes: Aufmerksames Beobachten aller Fortschritte auf dem Gebiet der Forschung, Entdeckung und Technik. Dazu reichlich Phantasie, die sich nicht zuletzt in einer szenischen Vielfalt mit überraschenden Wendungen zeigt und das Ganze angesiedelt auf der größten verfügbaren Bühne: Unserer Erde in ihrer Gesamtheit.wird nicht angesprochen Bild rechts: John Hanning Speke (1827 - 1864) Zooologe: Expedition 1858 zum Njanzasee und 1860 zu den Quellen des Nils, im Bild mit seinem Expeditionspartner James Augustus Grant (1827 – 1892), einem ehemaligen Offizier der britischen Indienarmee. /4/ Für die Recherche von weiteren Personen im Umfeld von Jules Verne empfehle ich das Personenregister dieser Domain. |
zurück zur Vorseite (RETURN) |
Hinweis: Beschrieben werden in meiner
Sammlung
befindliche Bücher und Verfilmungen. Dargestellte Bücher sind Beispiele
daraus. Copyright
© Andreas Fehrmann - 07/2000, letzte Aktualisierung 10. Januar 2024 |
|